Koalitionsvertrag - Potenziale in Indien?
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- 15. Apr.
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Aktualisiert: 15. Apr.
Indien im Fokus: Was der neue Koalitionsvertrag für Ihr Unternehmen bedeutet
Die neue Bundesregierung hat ihren Koalitionsvertrag vorgelegt – ein Dokument, das die Weichen für die deutsche Politik der nächsten Jahre stellt. Für deutsche Unternehmen, die den dynamischen indischen Markt erschließen wollen oder dort bereits aktiv sind, sendet der Vertrag wichtige Signale. Wir von FeBoKo Consulting haben für Sie analysiert, was die Pläne der Koalition für die deutsch-indische Partnerschaft und Ihre Geschäftsaktivitäten bedeuten.

Der strategische Kompass zeigt auf Indien
Das wohl wichtigste Signal: Indien rückt strategisch stärker in den Fokus deutscher Außen- und Wirtschaftspolitik. Vor dem Hintergrund globaler Verschiebungen, insbesondere der wachsenden Systemrivalität mit China und der Notwendigkeit, Abhängigkeiten zu reduzieren, wird Indien explizit als zentraler Partner im wichtigen Indo-Pazifik-Raum genannt (Zeilen 4070-4071). Diese geopolitische Einordnung ist entscheidend: Sie signalisiert, dass das Engagement in Indien nicht nur wirtschaftlich opportun, sondern auch politisch gewollt und strategisch notwendig ist. Der Vertrag bekräftigt das Ziel, die strategische Partnerschaft mit Indien auf allen Ebenen zu vertiefen (Zeile 4072), insbesondere in Zukunftsfeldern wie der globalen Energiewende und der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit (Zeilen 4072-4073). Für Unternehmen bedeutet dies einen günstigen politischen Rückenwind für ihr Engagement und potenziell eine höhere Bereitschaft staatlicher Akteure, Türen zu öffnen und Hürden abzubauen.
Konkrete Chancen – aber auch Realismus gefragt
Über die strategische Ausrichtung hinaus benennt der Vertrag konkrete Ansatzpunkte, die für expandierende Unternehmen relevant sind. Doch bei aller Euphorie über die politischen Absichtserklärungen ist eine differenzierte Betrachtung der tatsächlichen Umsetzungschancen und Herausforderungen unerlässlich:
EU-Indien Freihandelsabkommen (FTA)
Die Bundesregierung wird sich aktiv für den Abschluss der laufenden EU-Freihandelsverhandlungen mit Indien einsetzen (Zeile 263). Ein erfolgreiches Abkommen würde Handelshemmnisse abbauen und den Marktzugang erheblich erleichtern – ein potenzieller Gamechanger für viele Branchen wie Automobil, Maschinenbau, Chemie und Dienstleistungen. Allerdings: Die Verhandlungen gestalten sich seit Jahren als komplex, mit strittigen Punkten bei Zöllen, Marktzugang für Dienstleistungen und Investitionsschutz. Ein schneller Durchbruch ist nicht garantiert, auch wenn der politische Wille nun stärker betont wird.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit & EZ neu gedacht
Die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) soll stärker auf wirtschaftliche Kooperation, Rohstoffsicherung und den Energiesektor ausgerichtet werden (Zeilen 4235-4237). Staatlich finanzierte Projekte sollen primär an EU-/deutsche Unternehmen gehen (Zeile 4242). Dies könnte neue Auftragschancen eröffnen, wirft aber auch Fragen zur Vereinbarkeit mit Indiens "Make in India"-Politik und lokalen Vergaberegeln auf. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert Fingerspitzengefühl und die Bereitschaft zu echten Partnerschaften vor Ort. Wichtig für Sie: Es soll eine gemeinsame Anlaufstelle von Außenwirtschaftsförderung und EZ für die deutsche Wirtschaft etabliert werden (Zeilen 4245-4247) – ein potenziell wertvoller Kontaktpunkt, dessen Effektivität sich in der Praxis aber erst beweisen muss.
Energie & Technologie
Die Notwendigkeit, Energieimporte (insbesondere Wasserstoff) zu diversifizieren und Energiepartnerschaften aufzubauen (Zeilen 1101-1103), eröffnet Chancen für Kooperationen im Bereich Erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff, wo Indien ebenfalls große Ambitionen hat. Auch die Förderung von Schlüsseltechnologien (Zeilen 2257 ff.) bietet Anknüpfungspunkte. Hier treffen deutsche Technologiekompetenz und der immense indische Bedarf aufeinander. Die Herausforderung liegt in der Skalierung, Finanzierung und dem Aufbau der notwendigen Infrastruktur sowie in der Harmonisierung von Standards.
Lieferketten & Rohstoffe
Das Ziel, Rohstoffimporte zu diversifizieren und neue Partnerschaften zu schließen (Zeilen 303-304, 98-99), positioniert Indien als wichtige Alternative und Ergänzung in globalen Lieferketten. Dies ist Teil der übergeordneten Resilienzstrategie. Unternehmen sollten jedoch prüfen, inwieweit Indien kurz- bis mittelfristig tatsächlich Kapazitäten, Qualitätsstandards und die logistische Infrastruktur bieten kann, um eine signifikante Diversifizierung, insbesondere weg von China, zu ermöglichen. Es ist eher ein mittel- bis langfristiges Ziel.
Unser Fazit
Der Koalitionsvertrag bestätigt und verstärkt den Trend: Indien gewinnt für Deutschland politisch und wirtschaftlich an Bedeutung. Die Unterstützung für das FTA, die strategische Partnerschaft und die Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit schaffen ein positives Umfeld für deutsche Unternehmen.
Natürlich bleibt Indien ein komplexer Markt, und politische Absichtserklärungen müssen erst durch konkrete politische Maßnahmen, bilaterale Abkommen und nicht zuletzt durch unternehmerische Initiative in greifbare Erfolge umgesetzt werden. Der Weg wird weiterhin anspruchsvoll sein, geprägt von bürokratischen Hürden, kulturellen Unterschieden und Infrastrukturdefiziten. Doch der politische Wille, die Beziehungen zu vertiefen, ist klar erkennbar und stärker als zuvor.
Genau hier setzen wir von FeBoKo Consulting an: Wir helfen Ihnen, diese politischen Signale zu interpretieren, die konkreten Chancen für Ihr Unternehmen realistisch einzuschätzen, die Herausforderungen des indischen Marktes erfolgreich zu meistern und die richtigen lokalen Partner zu finden. Nutzen Sie den Rückenwind – wir begleiten Sie auf Ihrem Weg nach Indien!
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